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Wir Corona-Könner: Wie das Streben nach Perfektionismus uns Mütter kaputt macht

Wir Mütter können ja alles, oder? Zumindest bemühen wir uns darum, unsere Kinder das glauben zu machen. Egal ob Einschlafhilfe, Psychologin, Köchin oder Taxifahrerin – Mama gibt immer alles für ihre Liebsten. Auch dann noch, wenn die eigenen Kräfte eigentlich schon erschöpft sind. Nach Wochen und Monaten in der Corona Krise ist das definitiv der Fall. Dennoch hört das Streben nach Perfektionismus nicht auf. Im Gegenteil, wie ich finde.

Anstatt locker zu lassen und sich selbst das gleiche Verständnis entgegen zu bringen wie den eigenen Kindern, haben Mütter den Druck auf sich selbst noch erhöht. Nun müssen alle bisher bestehenden Aufgaben erledigt werden – PLUS zusätzliche Herausforderungen wie Homeoffice und Homeschooling. Ein Pensum, das auf Dauer niemand durchhalten kann.

Mütter sind streng – mit sich selbst

Doch wir Mütter sind streng mit uns. Zu streng. Jede nicht erledigte Aufgabe wird als Schwäche ausgelegt, jeder liegengebliebene Wäschehaufen als persönliches Scheitern. Wir erwarten von uns, dass wir von früh bis spät performen und das auf durchgehend hohem Niveau. Ein gesundes Frühstück als Basis für den Tag, pädagogisch hilfreiche Unterstützung für das Schulkind, individuelle Betreuung für das Kleinkind, gute Arbeit im eigenen Job, eine aufgeräumte Küche und ein prall gefüllter Kühlschrank. Alles garniert mit einem sanften Lächeln und einem ausgeglichenen Gemüt, denn natürlich sollen die Kinder den eigenen Stress nicht mitbekommen. Hell no, das kann nicht funktionieren.

Wir zehren an unserem Kräftehaushalt. Wir nehmen und nehmen von uns, bis schließlich nichts mehr da ist. Wie sollten unsere Kräfte auch momentan aufgefüllt werden, wo doch fast jeder Ausgleich fehlt und sämtliche Leichtigkeit aus dem Leben gewichen zu sein scheint? So werden unsere Reserven immer weniger und wir müssen uns immer mehr anstrengen, um unsere Mama-Performance aufrecht zu halten.

Damit müssen wir aufhören. In erster Linie für uns selbst und in Konsequenz auch für unsere Familie.

Wenn Mama nicht mehr kann, gerät das filigrane Familiengeflecht ins Ungleichgewicht. Dann passiert genau das, was wir um jeden Preis vermeiden wollen: Die Kinder machen sich Sorgen, das Homeschooling wird zum Albtraum und die Konstanz, die von uns Müttern als Zentrum des Familien-Orbits ausgeht, geht verloren.

Selbstfürsorge statt Perfektionismus

Perfektionismus hat gerade in dieser anstrengenden Zeit überhaupt nichts in unseren Köpfen zu suchen. Wir müssen unsere eigenen Ansprüche herunter schrauben, um durchhalten zu können. Das ist hier momentan keine Sprinstrecke, auf der wir mit unseren Mama-Fähigkeiten gegeneinander antreten. Wir befinden uns mitten in einem Marathon, dessen Zielfahne noch nicht wirklich in unser Sichtfeld gerückt ist.

Nun haben wir nicht alle Stressfaktoren selber in der Hand. Viele Dinge werden uns von außen auferlegt und wir müssen uns mit den oft widrigen Umständen arrangieren. Daran führt kein Weg vorbei. Doch was wir durchaus in der Hand haben ist der Umgang mit uns selbst. Wir können selber entscheiden, wie wir uns behandeln, wie wir auf uns achten und wie wir für uns sorgen. Dabei stellen wir unsere Bedürfnisse viel zu oft hinten an. Alles und jeder scheint wichtiger zu sein als wir und so verweilen wir in einer andauernden Tretmühle, die keinen Raum für uns selbst lässt. Doch genau den brauchen wir.

Wir sind nicht nur Mütter, wir sind erwachsene Frauen und eigenständige Individuen. Als solche benötigen wir Rückzugsmöglichkeiten und Zeit für uns. Das mag bei der einen mehr und bei der anderen weniger stark ausgeprägt sein, aber das grundlegende Bedürfnis ist dennoch vorhanden. Selbstfürsorge lautet das Zauberwort, das den Perfektionismus im Alltag ab sofort ersetzen sollte.

Also sollten wir überlegen, was uns gut tut. Das kann eine heiße Badewanne sein, eine Joggingrunde im Park, ein Kapitel aus dem Lieblingsbuch oder die Fortsetzung der gerade aktuellen Streaming Serie. Was es ist, ist egal. Hauptsache wir machen es.

Zeit für eigene Bedürfnisse

Stopp! Sagt jetzt nicht gleich, dass ihr keine Zeit dafür habt. Ich habe selber vier Kinder und ich weiß wie kostbar Zeit für mich selbst ist. Und ich weiß auch, dass euch niemand diese Zeit zuteilen wird. Ihr müsst sie euch selber nehmen! Ihr müsst für euch selbst einstehen und sagen, was ihr braucht. Vielleicht trefft ihr hier auch auf Widerstand bei eurem Partner, doch sicherlich haltet auch ihr ihm oft genug den Rücken frei. Jetzt fordert ihr etwas für eurer Wohlbefinden ein und eure Familie muss sich überlegen, wie sie euch diese Bitte erfüllt.

Oft sind es festgefahrene Strukturen, die eine Veränderung bei den zeitlichen Tagesabläufen so schwierig machen. Da ist erstmal der Impuls da zu sagen, dass es nicht geht, nicht passt, heute gerade schlecht ist. Das entspricht aber nicht wirklich der Wahrheit, sondern eher dem Gefühl, alles beim alten und vertrauten zu lassen. Es mag nicht ganz leicht sein, 30 komplett freie Minuten in euren Tag zu integrieren. Aber möglich ist es garantiert.

Unser Streben nach Perfektionismus steht uns zu oft selbst im Weg. Ein gewisser Anspruch an die eigene Leistung kann durchaus motivierend sein. Doch wir können die Latte nicht über Wochen hinweg höher hängen, als wir eigentlich springen können. Damit ist unser Scheitern und all die negativen Gefühle, die daraus resultieren, bereits vorprogrammiert. Das sollten wir weder uns, noch unseren Lieben antun.

Ich hoffe sehr, dass mein Text euch zu mehr Gelassenheit und Selbstfürsorge animieren konnte. Seid gut zu euch und wertschätzt eure tägliche Arbeit. Klopft euch auf die Schulter für all das, was ihr jeden Tag leistet. Schaut abends auf die Dinge, die gut gelaufen sind – nicht auf die, die besser hätten laufen können. Seid so liebevoll und nachsichtig mit euch selbst, wie ihr es mit euren Kindern seid.

Ihr verdient eure bedingungslose Liebe. Denn nur so könnt ihr diese auch von Herzen an eure Familie weitergeben.

Noch ein Buchtipp für euch: Elischeba Wilde beschreibt in ihrem Buch sehr einfühlsam, wie Mütter ihre eigene Balance erhalten und wiederfinden können. Gut zu lesen und eingängig geschrieben. Ihr könnt mit einem Klick auf das Bild direkt einen Blick in das Buch werfen*:


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