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Wenn Kinder #lautwerden, obwohl sie ganz leise sind – Beitrag zur Blogparade der Blogfamilia

Dies ist eine wahre Geschichte vom #lautwerden. Sie ist allerdings gar nicht laut, sondern kommt eher leise und verhalten daher. Manchmal passieren Veränderungen auch gänzlich unbemerkt im Stillen. Wahrscheinlich hätte ich die Geschichte gar nicht erzählt, wenn die Blogfamilia nicht zu dieser Blogparade aufgerufen hätte. Schön, dass sie nun doch gehört wird.

Ganz in der Nähe Berlins, dieser vibrierenden Metropole aller Begierden, gibt es ein kleines Örtchen. Es ist dort ruhig und beschaulich und der Kinderlärm dringt zumeist nur aus den eigenen Gärten nach draußen. Viele Berliner wohnen hier, aber auch viele Zugezogene, denn sie alle schätzen die Oase des eigenen Häuschens mit dem Duft der großen Stadt vor der Tür.

Den Kindern in diesem Örtchen geht es gut, einigen auch sehr gut. Sie haben alles, was man sich für eine glückliche Kindheit wünscht: Spielzeug im Überfluss, gut ausgestattete Schulen, Urlaubsreisen in der Ferienzeit und Eltern, die sich liebevoll um sie kümmern.

Kurzum: Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde

Diese Idylle wurde vor einiger Zeit erschüttert, denn an der Grenze zum Nachbarörtchen wurde ein Flüchtlingsheim errichtet. Von der Gemeinde zu einem solchen umfunktioniert, besser gesagt. Und so kamen Menschen in das Örtchen, die so gar nicht aussahen wie der restliche Durchschnittsbürger. Und ihre Kinder kamen in die Schulen. Auch sie waren deutlich vom Rest der Klasse zu unterscheiden. Ihre Hautfarbe war dunkler, die Haare brauner und die Anziehsachen sahen auch nicht so aus, wie die Kleidungsstücke der anderen Mitschüler.

Die Kinder aus dem Örtchen waren eher interessiert als irritiert. Viele Fragen taten sich auf: Wie sind die Kinder hierhergekommen? Warum kommen auf einmal so viele von ihnen? Weshalb sehen sie anders aus als wir, kleiden sich anders, essen andere Dinge? Unzählige Fragen, auf welche Schule und Elternhäuser unzählige Antworten gaben. Immer „die richtigen“? Wer kann das schon sagen.

Neu, aber nicht fremd

Es vergingen ein paar Wochen und der Junge aus dem Flüchtlingsheim wurde immer mehr in die Klassengemeinschaft aufgenommen. Er spielte leidenschaftlich gerne und gut Fußball, weshalb er bei den Jungs sofort einen Stein im Brett hatte. Einladungen zu Kindergeburtstagen folgten ebenso wie gemeinsame Spielenachmittage.

Der Junge war klug, doch er konnte die sprachlichen Defizite nicht schnell genug wettmachen. Am Ende der Klassenstufe hieß es daher Abschied nehmen von den Klassenkameraden, wenngleich man sich weiterhin auf dem Schulhof sehen würde. Wir bleiben in Kontakt, sind ja nicht aus der Welt.

Doch wie es halt so ist bei Abschieden, seien sie auch noch so klein: Die Beziehung verändert sich, wird weniger, sie verblasst. Ein freundlicher Gruß auf dem Pausenhof, ein kurzes Hin- und Herkicken des kostbaren Fußballs, bevor dieser entweder wieder über den Schulzaun segelt oder vom Lehrer einkassiert wird. Keine Kindergeburtstage mehr, keine Spielenachmittage.

Nun ergab es sich, dass ein Kind des Örtchens in einem Schulwettbewerb den dritten Platz belegte. Der Gewinn: Ein Fußball. Aber keiner aus Plastik, sondern ein richtig schicker aus Leder, verziert mit dem Logo einer bekannten Sportfirma. Das Kind freute sich sehr, denn obwohl es schon mehrere Fußbälle besaß, gefiel ihm dieser doch ganz besonders gut.

Auch die anderen Mitschüler, die bei der Preisverleihung leer ausgingen, bewunderten den Ball und beglückwünschten den stolzen Besitzer. Dieser brachte alsbald seinen Gewinn nach Hause und freute sich sehr über seine wunderbare Bälle-Sammlung, welche dieser Fußball noch vervollständigte. Seine Lieblingsstücke bewahrte er allesamt in seinem Kinderzimmer auf, denn zum Benutzen waren sie viel zu schade. Dafür gab es andere.

So ein Bauchgefühl

Doch irgendetwas fühlte sich nicht richtig an. Er war stolz auf seine Sammlung und hatte sich seinen Gewinn redlich verdient, daran bestand kein Zweifel. Trotzdem gab es etwas, das seine Freude trübte.

Er erzählte einem Freund von seinen Überlegungen und zusammen entwickelten sie eine Idee. Ohne die Ermunterung eines Erwachsenen, ohne gutes Zureden der Lehrer.

Am nächsten Schultag warteten sie die Hofpause ab und gingen gemeinsam zu dem Jungen aus dem Flüchtlingsheim. Zusammen vertrieben sie sich die Pause mit dem gewonnenen Fußball, den der Besitzer nun doch zum Spielen mitgenommen hatte. Als es klingelte stürmten die Kinder zurück ins Schulgebäude. Und während sich der lärmende Pulk die Treppen hochschob, wechselte der Fußball seinen Besitzer. Er wanderte von einem Arm auf den anderen, einfach so. Ein simples “Schenk ich dir” reichte, um drei Kinder auf einen Streich glücklich zu machen.

Denjenigen, der beschenkt wurde. Und diejenigen die erfuhren, dass die Freude des anderen oftmals mehr wert ist als ein mit Zahlen bedrucktes Blatt Papier.

Was das heißt?

Natürlich kann man sich jetzt denken: Na und? Der Junge hatte bereits genug andere Bälle, ist doch selbstverständlich, dass er diesen jetzt verschenkt.

Nein, ist es nicht. Es geht um das Bewusstsein des Kindes, besser gesagt der Kinder, die mit 10 Jahren erkannt haben, was einige Erwachsene noch immer nicht verstehen wollen: Diesem Jungen geht es nicht so gut wie mir. Er nimmt mir nichts weg. Mir geht es gut und ich kann ihm mit Freude diesen Ball abgeben. Er verdient es genauso sehr wie ich, mit einem schönen Lederball seine Fußballtricks zu üben.

Ein Gefühl für die anderen entwickeln, sich selber reflektieren, Einfühlungsvermögen zeigen.

Eine kleine Geste nur

Nichts, das den Lauf der Welt unmittelbar verändern wird. Keine Demonstration, die tausende Menschen mobilisiert. Aber wie sonst sollen Veränderungen (und Verbesserungen) erreicht werden, wenn nicht aus den kleinen Dingen hinaus? Wenn nicht jeder einzelne bei sich anfängt – wie soll sich das große Ganze dann bewegen?

Mir wurde diese Geschichte von meinem Sohn beim Mittagessen erzählt. Ganz nebenbei, als die Kinder schon längst alles geregelt hatten. Er freute sich über die Idee, die er gemeinsam mit seinem Freund entwickelt hatte. Und ich war stolz auf meinen Sohn.

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