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Ich will in die Schule! Ein Satz, den es ohne Corona-frei nie gegeben hätte

„Ich hab` keine Lust mehr auf Zuhause, ich will in die Schule!“ Nanu, was dringt da an mein Mama-Ohr? Diese Aussage wäre noch vor zwei Monaten undenkbar gewesen. Die Aussicht auf schulfreie Tage, tägliches Ausschlafen und entspannte Arbeitszeit am Vormittag wäre meinen Kindern wie das Paradies vorgekommen. Doch mittlerweile hat die Corona-frei Realität sie eingeholt.

Drei Wochen Homeschooling und zwei Wochen Osterferien liegen nun hinter uns. Die Hoffnung, dass der Unterricht im Schulgebäude wieder beginnt, hat sich vorerst nicht erfüllt. Zu groß sind nach wie vor die Risiken, als dass die Schulen bedenkenlos ihre Pforten öffnen könnten. Ich kann die weitere Verschiebung der Schulöffnung absolut verstehen. Schließlich ist niemandem geholfen, wenn 28 Kinder auf engstem Raum zusammensitzen und eine Hofpause mit mehreren Hundert Schülern gleichzeitig stattfindet. Das kann nicht klappen, dafür ist die Infektionsgefahr nach wie vor zu hoch.

Der Wunsch nach Gleichgesinnten

Doch meine Kinder scharren Zuhause mit den Füßen. Sie haben sich durch das erste Homeschooling gekämpft und sich durch die Osterferien gelangweilt. Skype, WhatsApp und Facetime sind ausgeschöpft und haben ihren Anfangsreiz verloren. Genau wie wir alle wollen sie ihre Freunde „live“ sehen, sich direkt unterhalten und zusammen mit ihnen Zeit verbringen. Ich kann sie so gut verstehen.

Zu ihrer Unlust, die Schulaufgaben Zuhause wieder aufzunehmen, kommt langsam auch mein mangelnder Elan. Es kostet einfach viel Kraft, Kinder immer und immer wieder zum Lernen zu motivieren. Glückwunsch an alle Eltern, deren Kinder sich ihren Lerntag selber strukturieren und eine gewisse Übersicht über ihre zu erfüllenden Aufgaben haben. Meine Kinder haben diese Fähigkeit (noch) nicht.

Organisation statt Lernen

Bei meiner Gymnasiastin ist es oft die Flut an Emails, die sie einfach überfordert. Jeder Fachlehrer schickt etwas in ihr Postfach und sie muss sortieren, welche Aufgabe wann in welchem Fach erledigt sein muss. Das ist nicht einfach. Und so sagte sie vor kurzem zu mir: „Weißt du Mama, ich will einfach wieder in die Schule. Ich will nicht selber alles koordinieren müssen. Die sollen mir sagen, was ich machen soll. Dann mache ich das auch.“ Yepp, 1a Kinderlogik.

So vergeht viel Zeit mit der Organisation ihres Lernens – ohne dass überhaupt gelernt wird. Die Inhalte muss sie sich größtenteils selbst erarbeiten. Klar, einerseits kann man das von einer Gymnasiastin erwarten. Andererseits wird es natürlich schwierig, wenn ich in Mathe das neue Thema nicht verstehe. Da helfen Youtube Videos wenig und die Kontaktaufnahme zu ihren Lehrern ist – na sagen wir mal – eher begrenzt möglich.

Die Nebenfächer. Welche Nebenfächer?

Mein Sohn hingegen steht kurz vor dem Übergang in die Oberschule. Was er jetzt nicht lernt, wird ihm in der 7. Klasse fehlen. Das hat er mittlerweile begriffen und es bereitet ihm Sorgen. „Mama, wann kann ich wieder in die Schule gehen? Ich hab´ keine Lust mehr alleine Zuhause zu hocken und zu lernen. Da fehlt mir dann sowieso die Hälfte.“ Ja, wahrscheinlich hat er damit recht. Aber Corona-frei ist schlichtweg nicht zu ändern. Als Eltern können wir nur mit dem arbeiten, was uns von den Lehrern angeboten wird. Für mein persönliches Empfinden ist das bei meinen Kindern kein ausgewogenes Lernangebot, denn jeder Lehrer verschickt Aufgaben ausschließlich nach seinem eigenen Ermessen. So stapeln sich beispielsweise die (auszudruckenden) Deutsch-Arbeitsbögen, während das Fach Geschichtswissenschaften seit 5 Wochen kein Thema mehr war.

Zum großen Leidwesen meiner Kinder habe ich ihnen also ein großes Kinderlexikon gekauft, in dem sie täglich eine Doppelseite lesen und mir davon erzählen. Eine Doppelseite umfasst dabei ein Thema mit vielen Bildern, so dass das Wissen altersgerecht und anschaulich präsentiert wird. Sie meckern darüber, aber mir sind kleine Häppchen Allgemeinbildung trotzdem wichtig. Und 20 Minuten lesen auf dem Sofa wird ja wohl auch im Teenager-Alter noch möglich sein.

So verstreichen die Corona-frei Tage Zuhause und ihre Sehnsucht nach der Schule wächst. Erst durch Corona ist meinen Kindern bewusst geworden, wie viel ihnen so ein normaler Schultag eigentlich gibt. Viel mehr als nur langweilige Fächer oder doofe Tests. Es ist das soziale Miteinander, das auf allen Ebenen fehlt. Die Gemeinsamkeiten mit den Klassenkameraden ebenso wie Auseinandersetzungen mit den Lehrern.

Schule ist eben auch ein Stück Zuhause. Und das vermissen meine Kinder bitterlich.

Wie geht es euch und euren Kindern Zuhause im Homeschooling? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Und für eure Freunde oder Bekannten, die auch bald ein Schulkind Zuhause haben, habe ich noch einen tollen Lesetipp: Mein Buch “Mein Kind wird Schulkind – Was Eltern zum Schulbeginn wissen müssen” ist jetzt im Handel erhältlich.


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