top of page
  • AutorenbildVPH

Herausforderung Baby: Warum die schöne erste Zeit so schwer sein kann

Selten ist in meinem Leben die Realität so weit von dem abgewichen, was ich mir vorgestellt hatte. Schwanger zu sein mit meinem ersten Baby war die Erfüllung eines Wunsches, den ich schon lange in mir getragen hatte. Das Timing war für mich perfekt und meine Lebensumstände waren es nach Studium und Arbeitseinstieg auch. Und dennoch wurden die ersten Monate mit meinem Baby zu der anstrengendsten Zeit, die ich bis dato erlebt hatte.

Die Geburt meiner Tochter musste eingeleitet werden, da ich in der Schwangerschaft unter Diabetes gelitten hatte und die Ärzte befürchteten, sie würde zu stark in meinem Bauch wachsen. So wurde sie hinausgeschubst ins Leben, begleitet von meinen schmerzerfüllten Schreien. Wer mich öfter liest weiß, dass ich immer ehrlich und authentisch bin. Von daher muss ich sagen, dass ich die Schmerzen dieser Geburt bis heute nicht vergessen habe. Ich wurde allerdings auch mithilfe eines Medikaments eingeleitet, das wenig später vom Markt genommen wurde – die Nebenwirkungen wie z.B. massive Schmerzen und Kontrollverlust waren einfach zu groß.

Unendliche Dankbarkeit – und Erschöpfung

Trotz der unschönen Geburt war ich natürlich selig, als ich mein Baby zum ersten Mal im Arm hielt. Was für ein Wunder doch so ein kleiner Mensch ist, unglaublich. Mein Herz floss über vor Liebe und Dankbarkeit dafür, dass mir ein gesundes Menschenkind geschenkt worden war.

An Schlaf war in den ersten drei Krankenhausnächten nicht zu denken. Aber das war mir egal, denn ich war voller Endorphine und allzeit bereit, mich um mein wimmerndes Bündel zu kümmern. Das änderte sich allerdings, als ich nach drei Wochen noch immer kaum geschlafen hatte. Meine Tochter schrie viel und schlief wenig – eine ganz ungünstige Kombination. Die Hebamme riet mir, sie regelmäßig anzulegen, denn das Stillen würde meine Kleine sowohl sättigen als auch besänftigen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, doch es funktionierte einfach nicht. Mein Baby verlor Gewicht statt zuzunehmen und gönnte mir kaum eine ruhige Minute am Tag. Eigentlich waren wir beide fix und fertig, das konnte ich damals nur nicht sehen.

Gegen den Wunsch meiner Hebamme beschloss ich daher, meinem Baby zusätzlich ein Fläschchen zu verabreichen. Der Wechsel zwischen Brust und Silikon-Sauger klappte zum Glück einwandfrei und so gab mir ein sattes, zufriedenes Baby wieder kostbare Momente der Ruhe, in denen ich geistig und körperlich ein wenig auftanken konnte.

Tatsächlich war für mich die Mischung aus permanenter körperlichen Erschöpfung, zusammen mit meiner zunehmenden innerer Verzweiflung, die größte Herausforderung in der ersten Zeit mit Baby. Natürlich brauchen alle Babys maximale Fürsorge und es mag auch normal sein, dass mir buchstäblich keine fünf Minuten zum Duschen blieben. Schwierig ist nur, wenn dieser Zustand mit einem weinenden und scheinbar niemals schlafenden Baby über Wochen hinweg anhält. Mein Mann konnte mir auch nicht helfen, denn er arbeitete und lebte zu dieser Zeit in einer anderen Stadt. Die Verantwortung für unser Baby hing also 24/7 an mir.

Das ist viel, auch wenn man sein Kind von Herzen liebt

Was hat mir geholfen? Das waren zumeist Kleinigkeiten. Manchmal konnte ich meine Mutter oder eine Freundin einspannen, die dann ein wenig mit dem Kinderwagen spazieren gingen. In dieser Zeit machte ich – gar nichts. Ich saß einfach nur auf dem Sofa und genoss die Stille. Und was passierte nach spätestens 30 Minuten? Ich bekam Sehnsucht nach meinem Kind. Manchmal können kleine Abstände große Wirkungen haben.

Hilfreich fand ich auch Baby- und Krabbelgruppen, die ich mit meinem ersten Baby gerne besucht habe. Da gibt es so viele Mamas, denen es ähnlich geht und mit denen man sich einfach mal wieder ohne Babysprache auf Augenhöhe unterhalten hat. Kurze Dialoge und manch verständnisvoller Blick, die mir Kraft für die Zeit alleine gegeben haben. Auch die Rückbildungsgymnastik half mir sehr, denn dort ging es endlich mal wieder nur um mich. Schon so lange lag der Fokus immer auf dem Wohl meines Babys, so dass mir dieses kleine Quäntchen persönliche Aufmerksamkeit wirklich guttat. Zudem ist es wichtig, den eigenen Körper nach einer Schwangerschaft wieder zu stabilisieren. Wie ihr mit Rückbildungsgymnastik und sanften Sportübungen wieder fit werdet, könnt ihr übrigens in diesem Beitrag nachlesen.

Wie habe ich nun die schwierige Anfangszeit mit meinem Baby doch noch genießen können? Indem ich das Geschirr warten und die Wäsche oft ungewaschen ließ. Indem ich weinte, um ein bisschen inneren Druck abzubauen. Indem ich mir, wie beschrieben, Hilfe geholt und Freiräume gesucht habe. Das ist nicht egoistisch und ihr braucht als Mütter kein schlechtes Gewissen haben, wenn ihr euer Baby kurzzeitig in vertrauensvolle Hände abgebt. Es ist notwendig, um die restliche Zeit des Tages der sichere Hafen zu sein, den euer Baby braucht. Und das gelingt viel besser, wenn ihr eure eigenen Akkus auch mal auftankt – sonst sind sie irgendwann gänzlich leer. Sofern ihr euch jetzt schon völlig ausgelaugt und kraftlos fühlt, möchte ich euch bitten, meinen Artikel Wochenbettdepression und Babyblues: Die Last auf Mamas Schultern zu lesen. Er kann euch ein wenig weiterhelfen.

Als Mütter sind wir in der Lage, schier übermenschliches zu leisten. Die Liebe zu unserem Kind ist so stark, dass wir jederzeit dazu bereit sind, unsere eigenen Bedürfnisse hintenan zu stellen. Das ist einerseits auch ok, denn unser Baby verdient unsere bedingungslose Zuwendung. Andererseits schulden wir es unserem Kind, gesund zu bleiben. Und zwar physisch UND psychisch.

Noch mehr praxiserprobte Tipps rund um das aufregende erste Lebensjahr mit deinem Baby bekommst du in meinem Ebook Entspannt leben mit Baby. Melde dich einfach für meinen Mama&Co Newsletter an und erhalte alle 15 Kapitel kostenlos direkt zum Download!

5.750 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page