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Erschöpfte Erstklässler: Warum Freizeit für Schulanfänger auch freie Zeit bleiben muss

Die erste Schulwoche meiner Erstklässler stellte sich in etwa so dar: Am Montag sprangen meine Zwillinge ungefragt aus ihren Bettchen. Am Dienstag standen sie gleich nach meinem Wecken auf. Am Mittwoch wurden sie erst nach dem Frühstück richtig wach. Am Donnerstag standen sie mit müden Augen vor dem Schulgebäude und am Freitag wollten sie nicht mehr raus aus den Federn.

Herausforderung Schultag

Verständlich, denn Schule ist besonders für Schulanfänger anstrengend. Das frühe Aufstehen ist dabei nur ein kleiner Aspekt, denn viele Kinder haben auch zuvor um 8 Uhr mit der Kita gestartet. Deutlich mehr Kraft kostet die kleinen Erstklässler der neue Tagesablauf. Die Unterrichtsstunden verlangen eine deutlich längere Aufmerksamkeitsspanne, als dies zuvor in der Kita nötig war. Dabei sind die Unterrichtsinhalte nur ein Teil der neuen Herausforderung. Schwer wiegt hier auch das ganz neue Orientieren im Klassenzimmer, der Lärmpegel der Mitschüler und die Organisation des Arbeitsmaterials. Was uns Erwachsenen als simple Grundlagen erscheinen mag, müssen unsere Erstklässler erst noch lernen.

Das tun sie auch, und zwar jeden Schultag ein Stückchen mehr. Doch es dauert eine gewisse Zeit, bis sie ihren neuen Tagesablauf und die Dinge, die von ihnen verlangt werden, verinnerlicht haben. Bis diese Gewöhnung einsetzt, kostet jede Stunde in der Schule Kraft. Hinzu kommen all die sozialen Aspekte, die Schule zu einem maßgeblichen Teil ausmachen: Mit welchen Kindern könnte ich befreundet sein, welche mag ich gar nicht und wo ist mein Platz im Klassenverband? All diese Fragen beschäftigen Kinder.

Freie Zeit statt Aktivitäten

Sie brauchen Zeit, um all die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Umso wichtiger ist es, dass wir als Eltern ein wachsames Auge auf ihre Freizeit am Nachmittag haben – ebenso wie wir ihren Schulvormittag aufmerksam begleiten. Unsere Kinder brauchen freie Zeit nach der Schule, um regenerieren zu können und ihre Akkus für den nächsten Schultag aufladen zu können. Das funktioniert eben nicht, wenn die Stunden am Nachmittag mit Aktivitäten vollgestopft sind.

Viele Eltern meinen es gut und möchten ihren Kindern neben dem Schulunterricht möglichst viele Impulse bieten. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, denn je weiter der Horizont eines Kindes ist, desto besser. Doch gerade bei Schulanfängern ist es elementar, sie nicht mit Aktivitäten zu überladen. Egal ob Arbeitsgemeinschaft in der Schule, Turnverein oder Musikunterricht – all das sollte Erstklässlern nur in Maßen angeboten werden. Ein Nachmittag mit Bewegung oder Musik zum Ausgleich ist sicher eine wunderbare Ergänzung. Viel mehr sollte es im ersten Schulhalbjahr jedoch nicht sein.

Jeder verplante Nachmittag bedeutet zusätzliche Anforderungen an Erstklässler. Es gibt Uhrzeiten, die eingehalten werden müssen und Anweisungen, die während der Aktivität befolgt werden sollen. All dies bedeutet zusätzlichen Stress. Dabei brauchen Kinder auch mal einen gesunden Leerlauf, um für ihren neuen „Job“ am Vormittag fit zu sein. Langeweile kann hier durchaus hilfreich und ein echter Motor für eigenen Kreativität sein. Wie das funktioniert kannst du gleich hier nachlesen.

Mut zur Langeweile

Freizeit sollte also gerade für Erstklässler freie Zeit bleiben. Das bedeutet ja nicht, dass sie ungenutzt bleibt. Es heißt nur, dass dem Kind die Entscheidung über seine Aktivität überlassen wird. So lernt es, seine Bedürfnisse besser wahrzunehmen und für sich zu entscheiden, was es zum Wohlfühlen braucht: Möchte ich mich bei einem Hörbuch ausruhen oder einfach basteln, malen oder Lego bauen? Traue ich mich, neue Kontakte zu knüpfen und besuche meinen neuen Klassenkameraden? Oder schaue ich einfach mal eine Weile in die Luft, ohne einen konkreten Plan zu haben? Kinder brauchen diese Freiräume dringend.

Wir als Eltern sollten unsere Ambitionen für unsere Erstklässler ihnen zuliebe zurückstellen. Sie sind noch so klein und haben so viel Zeit, um Hobbys zu entdecken. Das Heranführen an neue Aktivitäten ist toll – aber es sollte auf eine sanfte, kinderverträgliche Art und Weise passieren. Überfordern wir unsere Kinder nicht mit zu vielen Dingen auf einmal, sondern lassen wir Langeweile auch einmal zu.

Die Schule fordert sie gerade jetzt als Schulanfänger nämlich schon genug.

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