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1600km in 6 Tagen: Mein Trip alleine mit Kindern von Berlin nach Südtirol

„Das kann nicht dein Ernst sein!“, sagten meine Freundinnen, als ich ihnen unlängst von meinen neusten Reiseplänen erzählte. Zusammen mit meinen fünfjährigen Zwillingsmädchen wollte ich mich auf die Reise machen nach Meransen in Südtirol, in ein wunderschönes Hotel für die ganze Familie. 820 Kilometer Autobahn pro Weg, das hielten meine Mädels glattweg für verrückt. Noch zumal für nur vier Übernachtungen vor Ort, welche mir vom Family Home Alpenhof im Rahmen einer Kooperation angeboten worden waren. Viel zu wenig für viel zu viel Aufwand, so ihre einstimmige Meinung. Doch ich sah das anders – und machte mich auf den Weg.

Wie ihr den vielen Reiseberichten auf meinem Blog entnehmen könnt, bin ich generell reiselustig mit meinen Kindern. Häufig verschlägt es uns dabei nach Österreich, weil ich Land und Leute dort einfach seit meiner Kindheit besonders liebe. Südtirol war schon lange mein Sehnsuchtsort, doch irgendwie erschien mir dieser Landstrich in Norditalien immer unendlich weit weg. Von daher kam mir diese Kooperationsanfrage gerade recht.

Reiseerprobt – aber nicht bis Südtirol

Gemeinsam mit allen vier Kindern bin ich schon häufiger ohne den Papa im Auto nach Österreich gefahren. Egal ob zur A-ROSA Bella oder in den wunderschönen Krallerhof in Leogang – immer wurde ich für meinen Mut mit einmaligen Erlebnissen und kostbaren Erinnerungen belohnt. Doch ohne die Unterstützung meiner älteren Kinder nur mit fünfjährigen Zwillingen auf Tour – diese Erfahrung hatte ich bisher lediglich bei unserer Kurzreise ins Elldus Resort gemacht. Und das liegt schließlich nur 3 Stunden Autofahrt von uns entfernt.

Meransen, das Zielörtchen unserer Wahl hingegen, ist gut 800km von meiner Haustür entfernt. Eine Entfernung, die ich als einzige Fahrerin und mit zwei kleinen Kindern auf der Rückbank definitiv nicht an einem Tag würde meistern können. Ich entschied mich daher für einen Zwischenstopp in Nürnberg und brach an einem sonnigen Montagmorgen auf nach Süden. Die Kinder waren aufgeregt und voller Vorfreude und ich fragte mich beim Einsteigen einen kurzen Moment lang, ob ich wirklich das richtige tat. Mal eben für sechs Tage alleine nach Italien und zurück – da wartete eine große Herausforderung auf mich.

Stopover in Nünrberg

Der Weg nach Nürnberg verlief denn auch reibungslos und wir hatten sogar noch Zeit, um uns entspannt die Altstadt anzuschauen. Nach einem kurzen Abendessen beim Inder fielen wir drei in unserem Hotel in einen traumlosen Schlaf. Zum Glück sind die Jahre der Schlaflosigkeit mit meinen Mädels vorbei, so dass ich zumindest weitgehend erholt am nächsten Morgen erwachte. Schnell runter zum Frühstück, ein bisschen Kalorien und Koffein getankt und wieder ab ins Auto. Vor dieser zweiten Etappe hatte ich großen Respekt, denn sie würde mich in Regionen führen, die ich noch nie zuvor bereist hatte. Stets mit der Last der alleinigen Verantwortung auf meinen Schultern.

Über München ging es dann hinein nach Österreich und auch gleich wieder hindurch. Keinerlei Grenz- oder Coronakontrollen hielten mich auf und so konnte ich problemlos die Autobahn bis Innsbruck abfahren. Ab da wurde es spannend, denn nun stand die Fahrt über den Brenner an. Bereits mit der Autobahn-Vignette für Österreich hatte ich für die Hin- und Rückfahrt über den Brennerpass bezahlt (insgesamt 20€). Mittlerweile gibt es auch dafür eine elektronische Option, so dass man sich die Frontscheibe nicht mehr vollkleben muss. Das Autokennzeichen wird gescannt und fertig.

Fahrt über den Brennerpass

Ich näherte mich also der ersten Mautstelle (die erfreulich leer war) und schon hob sich die Schranke von alleine. Die knapp 30km des Brennerpasses waren für mich komplettes Neuland und boten eine spektakuläre Naturkulisse. Umgeben von riesigen Bergen konnte ich mich kaum sattsehen an dem wunderbaren Ausblick rund um diesen besonderen Autobahnabschnitt. Wirklich einmalig und auch für meine Kinder ein Erlebnis. Den Grenzübergang zwischen Österreich und Italien markierte ein einfaches Schild. Was für ein Segen, so unbeschränkt durch Europa reisen zu können. Angekommen bei der zweiten Mautstelle hob sich auch dort der Holm und ich konnte problemlos passieren. Jetzt sah ich schon die Zielfahne auf meinem Navi, denn es trennten mich nur noch ein kurzes Stück Autobahn und anschließend 6 Kilometer Landstraße von meinem Hotel. Ich rauschte beschwingt die Autobahn hinab, blinkte an der entsprechenden Ausfahrt – und musste eine Vollbremsung machen.

Die Autoschlange stand bis weit auf die Fahrspur hinaus und ich hatte sie auch aus der Entfernung nicht sehen können. Kein gutes Gefühl, das letzte Auto in dieser Reihe zu sein! Relativ zügig bauten sich weitere Autos hinter mir auf und nach 5 Minuten am gleichen Fleck begannen meine Kinder (und ich) unruhig zu werden. Nichts bewegte sich und ich konnte keinen Grund für diesen Stillstand erkennen. 14km vor dem Ziel und dann das! Ich entschied mich also dafür, einfach weiterzufahren und die nächste Autobahnausfahrt zu nehmen. Dann kurz gewendet und zurück gedüst und schon würde ich an der richtigen Ausfahrt problemlos ausfahren können. Tja, falsch gedacht.

Fast am Ziel – und dann das!

Die nächste Autobahnausfahrt war sehr weit entfernt und als ich sie endlich erreichte wurde meine Fahrt von einer Schranke gestoppt. Was war das? Ich hatte doch für den Brenner bezahlt? Ich konnte weder eine Anzeige mit dem fälligen Betrag, noch irgendein anderes Hinweisschild auf die von mir erwartete Aktion entdecken. Also schob ich einfach meine Kreditkarte in den Schlitz in der Hoffnung, dass der korrekte Betrag abgebucht werden würde. Funktionierte aber nicht, die Karte kam wieder raus. In meiner Verzweiflung stopfte ich nun meine EC-Karte hinterher, die sofort vom Automaten einkassiert wurde – und nicht wieder herauskam.

An dieser Stelle lagen meine Nerven ziemlich blank. Ich war in der Mautstelle gefangen, hinter mir türmte sich der Verkehr, meine EC-Karte war verschwunden und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Also hämmerte ich auf den roten Not-Knopf und endlich kam ein menschliches Wesen von irgendwoher zum Vorschein. Ich erklärte ihm mein Dilemma und er kassierte die fällige Autobahngebühr von 2,90€ ein. Auch schaffte er es, dem Automaten meine EC-Karte zu entlocken. Ich dankte ihm, fuhr weiter und wollte nun also den Weg zurück auf selbiger Autobahn nehmen. Ihr ahnt das Problem?

Na klar, auf der anderen Seite gab es wieder eine Mautstelle. Ich zückte also siegesgewiss mein Bargeld – und fand keinen Einwurf dafür. Einzig ein dicker roter Knopf war an der Säule befestigt und so schlug ich frustriert auf diesen rauf. Als Antwort bekam ich einen Zettel ausgespuckt und die Schranke öffnete sich. Na bitte, dachte ich mir, dieses Mal fahre ich offensichtlich umsonst. Versteh einer dieses System, ich jedenfalls nicht… Nach 35 Minuten erreichte ich dann also die zugestaute Autobahnausfahrt, die ich zuvor fluchtartig hinter mir gelassen hatte. Bei diesem Zeitverlust war mein Ausweichmanöver definitiv überflüssig gewesen, aber wie hätte ich das vorher wissen sollen. Die Kids sind zumindest ruhiger, wenn das Auto rollt, somit war mein Umweg dann auch nicht ganz vergebens gewesen.

Stau an der Mautstelle

Grund für den Stau war auch hier die Mautstelle, die sich nur an einer Seite der Autobahn befand. Ein echtes Nadelöhr, vor dem sich eine riesige Blechkarawane auftürmte. Dennoch war es von dieser Seite leerer und so erreichte ich nach wenigen Minuten das kleine Kontrolleurshäuschen. Hurra, dachte ich mir, ein echter Mensch! Der forderte auch sogleich den zuvor gezogenen Zettel ein und kassierte erneut die Autobahngebühr ab. Ein teurer Spaß für einen nervigen Umweg kurz vor dem Ziel…

Unser Hotel erreichten wir dann problemlos über die Landstraße. Auf einem spektakulären Plateau in 1.400m Höhe liegt das Family Home Alpenhof, über das ich euch demnächst berichten werde. Soviel sei gesagt: Die lange Anfahrt hat sich gelohnt. Wir verlebten fünf wunderbare Tage bei leckerem Essen, fröhlicher Kinderbetreuung und einer wunderschönen Zeit zu dritt. Natürlich erkundeten wir auch das Örtchen Meransen und fuhren mit der Gondel ins Gebiet des Dolomiti Superski. Brotzeit auf dem Berg und spektakuläre Aussicht über das Pustertal inklusive. Ein Landstrich, der definitiv eine Reise wert ist – und zwar zu jeder Jahreszeit.

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Doch so schön unser Aufenthalt auch war, so oft musste ich bangen Herzens an die Rückfahrt denken. Ich hatte mir den Samstag für unsere Heimfahrt ausgesucht und die Übernachtung in Nürnberg zu Sonntag fest reserviert. Doch wie würde an diesem Hauptreisetag die Situation am Brenner aussehen? Bereits auf der Hinfahrt war auf der Gegenseite ein kilometerlanger Stau zu sehen, wie sollte das bloß an einem Samstag sein? Würde ich überhaupt auf die Autobahnauffahrt fahren können, oder würde uns gleich zu Beginn der langen Fahrt eine Wartezeit begrüßen? Viele Gedanken, die ich mir hauptsächlich im Hinblick auf meine kleinen Beifahrer machte. Denn schließlich ist die Geduld von fünfjährigen Kindern ja durchaus begrenzt.

Sorge um die Rückreise

Der Samstag kam und ich entschied mich, noch den halben Tag im Hotel zu nutzen. Das war netterweise gar kein Problem und so konnten wir nach einem schönen Vormittag im Schwimmbad sogar noch ein warmes Mittagessen genießen, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Deutschland machten.

Die Autobahnauffahrt Brixen war absolut leer und so fuhr ich direkt zur Säule vor. Mittlerweile hatte ich auch verstanden, warum zunächst nur ein Zettel ausgegeben wird: Dieser Zettel dokumentiert den Standort, an welchem man auf die Autobahn aufgefahren ist. Abhängig von der Entfernung wird dann an der Mautstelle der fällige Betrag erhoben. Tja, wenn man es weiß ist es immer einfach.

Vor dem Brenner wurde der Verkehr dichter und das Wetter schlechter. Dennoch war ich mit 20 Minuten Wartezeit noch recht zufrieden, bezahlte meine Gebühr und fuhr los. Meine Seite war komplett leer, doch gegenüber stauten sich die Autos mindestens 5 km weit. Ein Albtraum, dort drin zu stehen und weder vor noch zurück zu können. Regen und Schnee wechselten sich auf meiner Fahrt bis nach München ab. Das Gute daran: Die Minis fanden das so gemütlich, dass sie unsere gesamte Tour durch Österreich verschliefen. Tatsächlich durchquert man Österreich ab Innsbruck auf der Inntal Autobahn in gut einer Stunde. Zwar durchgehend beschränkt auf 110km/h, aber dafür konstant in diesem Tempo.

Eine Kontrolle fand an der Grenze zu Deutschland wiederum nicht statt. Es standen keine Wachposten in ihren Häuschen, wie ich es sonst eigentlich nach dem Skiurlaub kenne. Somit entstand auch hier keine Wartezeit für uns und wir konnten unseren Weg unbeschränkt fortsetzen. Nach knapp fünf Stunden hatte ich endlich unser Hotel in Nürnberg erreicht. Was war ich froh dort gesund mit meinen Kindern angekommen zu sein. Natürlich fahre ich ohnehin umsichtig und nicht zu schnell mit meiner kostbaren Fracht an Bord. Doch nicht immer hat man auf der Straße ja sein Schicksal selbst in der Hand.

Geschafft!

Berlin erreichten wir dann auch am nächsten Tag innerhalb von vier Stunden ohne Probleme. Es war Sonntag und die Autobahn traumhaft leer. Endlich konnte ich meine lieben Daheimgebliebenen umarmen und mich von Herzen freuen, wieder mit ihnen vereint zu sein. Wie kostbar es doch ist, wenn alle Familienmitglieder gesund sind!

Fazit: 1600km Fahrt in sechs Tagen haben sich gelohnt. Ich habe die für mich richtige Entscheidung getroffen und bin stolz darauf, die Strecke gemeistert zu haben. Durch die mir unbekannten Gefilde habe ich viel Neues gesehen, dazu gelernt und meinen Horizont erweitert. Das finde ich toll und es rechtfertigt für mich auch den zeitlichen Aufwand.  Aber: Ich würde es nicht noch einmal machen. Die kilometerlangen Staus, die ich jetzt im September am Brenner gesehen habe, möchte ich nicht zu den Hauptreisezeiten erleben. Dann müsste man zu unkonventionellen Tageszeiten den Pass befahren, oder man plant einen längeren Urlaub in Südtirol ein. Dafür würde sich die Fahrt sicher erneut lohnen. Für sechs Tage nicht.

Nun genießen wir erstmal die Zeit Zuhause. Träumen von Wasserrutschen und warmem Apfelstrudel und freuen uns auf den nächsten Urlaub, der sicher bald kommt. Die Welt ist so schön – und ich freue mich darauf, sie immer wieder neu mit meinen Kindern entdecken zu können!

Was meint ihr, hättet ihr euch für sechs Tage Südtirol auf so eine lange Reise begeben? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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